Für die Eurythmie: pflanzengefärbte Gewänder

pflanzengefärbte Eurythmiegewänder

Heute weihten die Schülerinnen und Schüler der ersten Klasse der Waldorfschule Erfurt ihre pflanzengefärbten Gewänder ein. Es gab eine wundervolle Aufführung für die Eltern mit dem Märchen von König Drosselbart.
In den zurückliegenden Wochen wurden die Gewänder aus Baumwollsatin mit pflanzlichem Indigo (Indigofera tinctoria) und Gelbholz vom Färbermaulbeerbaum (Maclura tinctoria) gefärbt. Aus diesem Anlass habe ich eine Pflanzenfarben-AG ins Leben gerufen, von der ich hoffe, dass sie in verschiedensten Bereichen der Schule helfen kann. Unterstützt haben mich dankenswerter weise einige Eltern und eine Lehrerin.
Als Vorbereitung zum Färben wurden die Gewänder zuerst mit Soda entschichtet, d.h. alle Gewänder kamen in den großen, gesäuberten Färbekessel und wurden mit Wasser und Soda gekocht. Pflanzenfasern lassen sich nicht so leicht wie Proteinfasern (tierische Fasern) färben und benötigen eine aufwändigere Vorbereitung.
Als nächsten Schritt beizten wir die Baumwolle mit dem gerbstoffhaltigen Tara. Wir machten verschiedene Färbeproben, weil wir das für unseren Zweck schönste Gelb herausfinden wollten. Dabei zeigte sich, dass die Gelbtöne unserer Proben gar nicht strahlend wurden, bzw. man nicht von Gelb sprechen konnte.
Verwendet haben wir „klassische“ pflanzliche Gelblieferanten: getrocknete Birkenblätter (Probe rechts im Foto) und getrocknetes Goldrutenkraut (Probe links im Foto).

Farbproben Goldrute Birke
Glücklicherweise half mir die Pflanzenfarbenkennerin Ulrike Bogdan in der facebook-Gruppe „Naturfarben auf Baumwolle und Leinen“ weiter. Sie gab mir die Empfehlung Gelbholz zu verwenden, weil es die erwünschte und gleichzeitig dauerhafte sowie lichtechte Farbe auch auf Baumwolle erzeugen kann. Gleichzeitig empfahl sie mir auf das Tara zu verzichten und eine Kombination aus Soda- Vorbehandlung und Alaunbeize zu nutzen.
Jetzt weiß ich, dass die Verwendung von Tara auch mit einer Farbveränderung einher geht. Der Farbton der Birkenblätter war besonders überraschend, weil er ins Orange ging. Ich hatte mit Birkenblättern bislang immer zartgelbe Ergebnisse erlangt.
Wir haben jeweils sechs Gewänder zusammen in einem Färbetopf 1,5 Stunden lang gefärbt. Das Gelbholz war über Nacht eingeweicht worden, danach eine Stunde lang gekocht, schließlich abseiht und im Färbebeutel eingebunden. Während des Färbens habe ich den Stoff bewegt, damit es keine Flecken oder Unregelmäßigkeiten gibt.
Alle mit Tara gebeizten Gewänder wurden in einer Indigoküpe einzeln gefärbt. Indigo braucht keine Beize, aber in unserem Fall störte das Tara die Färbung mit Indigo nicht.
Eurythmiekleid